GENERATIONEN
Jung sein in einer alternden Gesellschaft

Generationen Gerechtigkeit

Mag.ᵃ Drⁱⁿ Kurz Rosemarie, Scientist Gerontologie Albert-Schweitzer-Institut für Geriatrie und Gerontologie

Werden unsere Enkelkinder es einmal besser haben als wir?
Haben wir es besser als unsere Großeltern es hatten?
„Umverteilungs- und Generationengerechtigkeit“
Werden diese Begriffe in Österreich diskutiert?

Generationengerechtigkeit ist dann erreicht, wenn die Chancen nachrückender Generationen auf Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse mindestens so groß sind wie die der ihnen vorangegangenen Generationen. Jörg Tremmel


Unglück oder Ungerechtigkeit: Von Ungerechtigkeit muss man dann sprechen, wenn es Möglichkeiten gäbe, die Generationen einander gleichzustellen, diese aber gegen Interessengruppen und eine Übermacht älterer Wähler politisch nicht durchsetzbar wären.

Es liegt an den Jüngeren selbst, ob sie die "Wende zum Wenigem" alleine ausbaden müssen. Nur wenn die junge Generation ein starkes Generationenbewusstsein entwickelt und sich aktiv für ihre eigenen Interessen einsetzt, hat sie eine Chance, ungleiche Bedingungen in der Arbeitswelt und den sozialen Sicherungssystemen zu beseitigen.

Drei große Problembereiche:

  • Die Generation „Praktika“ erhält kurzfristige Arbeits- oder Werkverträge, da es nach dem Studium oder der Ausbildung eher keine fixen Planstellen in der Wirtschaft, dem Staat oder in gemeinnützigen Organisationen gibt.
  • Durch die schrumpfende (Arbeit)-Bevölkerung steigen die Pensionslasten für die nächsten Generationen beträchtlich an. Es geht dabei sowohl um die Finanzierung der derzeitigen Pensionen als auch um die Finanzierung der eigenen, künftigen Pensionen. Jüngere Arbeitnehmer*innen zahlen also doppelt a) für den stark wachsenden Anteil an PensionistInnen und b) für ihre eigenen Pensionen. Sie können jedoch eher nicht damit rechnen, eine ähnlich gute zu erhalten, wie sie die jetzige Pensionsgeneration bekommt.
  • Generell wandelt sich die Einstellung in familiären Beziehungen und auch Partnerbeziehungen. Es müssen meistens zwei Arbeitsstellen gefunden werden und wenn Kinder kommen, geht es um die Frage, wer sich um diese kümmert und es kommt zur Überlastung auch auf Grund des mangelnden Angebotes staatlicher Institutionen (Kindergärten, Ganztagsschulen).

PREKARIAT (Wikipedia)

Nach einer Definition der Internationalen Arbeitsorganisation liegt eine prekäre Beschäftigung dann vor, wenn der Erwerbsstatus nur geringe Arbeitsplatzsicherheit sowie wenig Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung der Arbeitssituation gewährt, der arbeitsrechtliche Schutz lediglich partiell gegeben ist und die Chancen auf eine materielle Existenzsicherung durch die betreffende Arbeit eher schlecht sind.

  1. Geringe Arbeitsplatzsicherheit, die nur mit einem kurzfristigen Zeithorizont verbunden ist;
  2. mangelnder Einfluss auf die Arbeitssituation und ausbleibende betriebliche Integration;
  3. fehlender Schutz durch sozial- und arbeitsrechtliche Normen;
  4. schwierige Existenzsicherung infolge eines niedrigen Einkommensniveaus.

Zukunftsradar

Im Zukunftsradar werden Entwicklungen in folgenden Dimensionen wahrgenommen:

  • Gesellschaftliche Entwicklung (z.B. Wertewandel, Demografie)
  • Wirtschaftliche Entwicklung (z.B. Ressourcen, Globaler Wettbewerb, Arbeit)
  • Technologische Entwicklung (z.B. Infrastruktursysteme)
  • Ökologische Entwicklung (z.B. Klimaveränderung, Bodenverbrauch, Artenverluste)

Zwei Formen der Generationengerechtigkeit

INTERgenerationelle Gerechtigkeit = Generationengerechtigkeit: Gerechtigkeit zwischen Generationen, die in Durchschnittsindividuen zusammengefasst sind.
INTRAgenerationelle Gerechtigkeit: Gerechtigkeit innerhalb einer Generation
Soziale Gerechtigkeit: Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich
Internationale Gerechtigkeit: Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Ländern
Geschlechtergerechtigkeit: Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen

Gerechtigkeiten zwischen Kranken und Gesunden.


Kernfragen der Generationenethik

  • Ist eine Generation ihrer Nachfolge- Generationen überhaupt etwas schuldig?
  • Und wovon eigentlich sollte jede Generation etwas weitergeben?
  • Auf welche Ressourcen oder Güter beziehen sich diese Pflichten?
  • Wieviel sollte jede Generation erhalten bzw. weitergeben?
  • Wie groß ist der Umfang der Pflichten gegenüber der Nachwelt?

Die Generationenethik gehört zu den neueren Bereichsethiken
1970er bis 2024er Jahre unter Bezugnahme auf die Umweltkrise Verantwortung für kommende Generationen und unter Bezugnahme der demografischen Veränderungen des Sozialstaates, der Sozialversicherungen und der Staatsschulden!

DEFINITIONEN VON GENERATIONENGERECHTIGKEIT

  • Jede Generation sollte an die nachfolgende einen positiven Nettotransfer leisten, der höher ist als jener, den sie von ihrer Vorgängergeneration empfangen hat. (Hauser 2004, 36)
  • Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde.        Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen         (Marx 1975, 784)
  • Generationengerechtigkeit ist erreicht, wenn die Chancen der Angehörigen der nächsten Generation, sich ihre Bedürfnisse erfüllen zu können, im Durchschnitt besser sind als die der Angehörigen ihrer Vorgänger-Generation. (Tremmel 2012, 290)

Generationengerechtigkeit als Ermöglichung von Verbesserung

  • Generationengerechtigkeit bedeutet, unseren Nachfolger*innen zu ermöglichen, sich nicht nur gleiche, sondern bessere Lebensbedingungen als wir sie heute haben, zu erarbeiten.
  • Die heutige Generation sollte sich nicht aufopfern, damit die Mitglieder der Nachfolgegeneration dadurch ein höheres Wohl bekommen.
  • Aus Gleichverteilung mancher Güter folgt bei „ruhigem“ Gang der Geschichte eine Besserstellung der später Geborenen
  • Wenn eine nicht-erneuerbare Ressource zwischen zwei gleichgroßen Generationen aufgeteilt werden muss, so ist es durchaus legitim, wenn jede Generation die Hälfte davon zugesprochen bekommt

AUFTEILUNG DER BELASTUNG AUF BEIDE SEITEN

Jeder neue Finanzbedarf in der gesetzlichen Rentenversicherung wird bei der Teilungslösung durch eine Aufteilung der Belastung auf beide Seiten gelöst. Die Älteren bekommen etwas weniger, die Jüngeren zahlen etwas mehr, aber keine Generation wird bevorzugt oder benachteiligt. Das bedeutet, dass die Beiträge nur erhöht werden dürfen, wenn gleichzeitig die Rentenanpassung im selben Maß niedriger ausfällt.

Epistokratie contra Demokratie

Der Begriff Epistokratie bezeichnet eine Herrschaft der Wissenden.

Repräsentative Demokratie in Österreich
In der repräsentativen Demokratie werden politische Sachentscheidungen im Gegensatz zur direkten Demokratie nicht unmittelbar durch das Volk selbst, sondern durch Abgeordnete getroffen:

  • Grundlegendes Recht all derjenigen, die der Regierung eines Staates unterstehen, eben diese Regierung durch Wahlen mitzubestimmen.
  • Mitbestimmung ist primär als Mitwirkung bei Wahlen oder Abstimmungen zu verstehen.
  • Eine Kurzform des Prinzips der gleichberechtigten Mitbestimmung heißt deshalb auch: Ein Mensch, eine Stimme.
  • Wahlrecht und Mitbestimmung ab dem 10 Lebensjahr